Budapest (& das Gefühl anderer Städte)

In Budapest vernehme ich gleich andere, mir liebgewonnene Städte – die Hügel und die Hitze Barcelonas, als wir bei der Ankunft auf den Gellertberg fahren und von dort auf die Stadt schauen. Wie breit, stolz, majestätisch die Donau zwischen Burg und Parlament, zwischen Buda und Pest fließt. Die Donau fühlt sich für mich immer ein bisschen wie mein Fluss an, wie es womöglich auch den anderen geht, die in Donaueschingen aufgewachsen sind, an der Quelle, am Zusammenfluss.

Kurz nach der Hitze dann der Regen, die imposanten Gebäude, alt und dreckig von den Abgasen wie in Buenos Aires, ragen in den grauen Himmel. Wir bleiben im Kaffeehaus, kávé und Milchschaum für uns.

Aus dem sechsten Stock des Hotels schauen wir auf Schornsteine, Türmchen, Kuppeldächer und ich denke an Paris. In Budapest gefällt es mir sofort.

Und doch frage ich mich, nicht das erste Mal: Kann man – nach der ersten, zweiten, dritten Reise – nur noch in Vergleichen reisen? Es ist schwierig, neu zu sehen, neue Worte zu finden, neue Fotos zu machen. Immer wieder ertappe ich mich bei Fensterfotos, seit einiger Zeit nun auch Spielplatzfotos, erst für mein Buch Spielplatzguide Berlin, nun auch für uns, als Erinnerung. Schön war der im Károlyi Kert, wo wir auf Autos wippten und Eltern Lieder sangen, während sie ihre Kinder auf der Schaukel anschubsten. Dazwischen Fotos von Anias Lieblingsstraße, leckerster Kirsch-Mohn-Strudel und ein Obstladenfensterfoto. Mehr Häuserfotos, “elado” stand daran, zu verkaufen, die zukünftigen Häuser anderer Leute.

Im Jüdischen Viertel dann doch das neue: Die hübsche Synagoge, Hummusbars, koschere Restaurants, Jugendstilhäuser. Und plötzlich drehte sich das Erinnerungsblatt, durch eine neue Stadt zu laufen macht auch Lust, die eigene Stadt, Berlin, zukünftig neu zu entdecken, nach neuen Themen zu schauen, vielleicht findet sich ja auch irgendwo ein Kirsch-Mohn-Strudel wie in der Pozsonyi út.